Zeitgemäße Ernährung

Grundsätze für eine nachhaltige Ernährung

Im Gegensatz zu Pflanzen und Tieren sind dem Menschen bei der Art und Weise seiner Ernährung und Nahrungsbeschaffung kaum Grenzen gesetzt. War der Mensch evolutionsbiologisch bereits als vielseitiger Omnivore (Allesfresser) in vielen geographischen Regionen überlebensfähig, haben sich seit der neolithischen Revolution die Möglichkeiten durch Ackerbau und Viehwirtschaft enorm erweitert. Die industrielle Erzeugung von Nahrung hat das Spektrum verfügbarer Lebensmittel zusätzlich gesteigert. Der Mensch ist daher nicht, wie andere Lebewesen, an eine artgerechte Ernährung gebunden. Die vielfältigen Möglichkeiten der heutigen Ernährung zeigt allein schon der Gang durch einen Supermarkt. Stellt sich also die Frage, wie in unseren modernen westlichen Gesellschaften eine zeitgemäße Ernährung definiert werden könnte?

Neben der reinen Zufuhr von Kalorien und Nährstoffen für die Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen des Körpers hat die Ernährung des Menschen heute eine Bedeutung, welche weit über Fragen der individuellen Gesundheit und des Genusses hinausgeht. In unserer modernen, globalisierten und vernetzten Welt hat die Beschäftigung mit der eigenen Ernährung immer auch eine ökonomische, politische und ökologische Dimension.

"Die Produktions- und Ernährungsmuster der westlichen Welt sind durch allgemeinen Überfluss und Verschwendung, enormen Energieverbrauch, eine hoch industrialisierte Nahrungsmittelproduktion und zum Teil qualitätsarmen Konsum geprägt. Die Menschen haben zwar ausreichend Kalorien zur Verfügung; sie nehmen sogar ein Vielfaches dessen auf, was sie eigentlich benötigen. Eine angemessene Nahrungszusammensetzung ist damit aber längst nicht gewährleistet. Die Verhaltensweisen und Konsummuster der Wohlhabenden dieser Welt sind demnach nicht die Lösung für die Probleme der Zukunft, sondern Teil der Krise. Statt um weiteres Wachstum muss es darum gehen, eine nachhaltige Ernährung sicherzustellen. Nicht nur die Wahl der Lebensmittel ist dabei wichtig. Auch Ressourcenverbrauch, Herstellung, Handel, Transport und Verwertung sind wichtige Kriterien im Rahmen der weltweiten Nahrungs- und Ernährungssicherung. Die Welt braucht - in den postindustriellen Gesellschaften genauso wie in den Schwellen und Entwicklungsländern - eine andere Lebensweise, die trotz aller lokalen Differenzierung mithilfe einer nachhaltigen Landwirtschaft global eine gerechte Verteilung von Ressourcen begünstigt, Umwelt- und Artenschutz sichert, die Gesundheit und die Bildungschancen verbessert. Ein solcher Wandel von Konsummustern und Lebensgewohnheiten kann nicht über Nacht entstehen. Zugleich drängt die Zeit." Handbuch Welternährung; Weingärtner, Trentmann, Deutsche Welthungerhilfe e.V.; Campus; 2011; S. 135

Grundsätze für eine nachhaltige Ernährung

  1. Überwiegend pflanzliche Lebensmittel
  2. Gering verarbeitete Lebensmittel
  3. Ökologisch erzeugte Lebensmittel
  4. Regionale und saisonale Erzeugnisse
  5. Umweltverträglich verpackte Lebensmittel
  6. Fair gehandelte Lebensmittel
  7. Genussvolle und bekömliche Speise

"Da die Verbraucher das letzte Glied in der Produktkette sind und durch ihr Kaufverhalten mit darüber entscheiden, was in den vorgelagerten Gliedern der Produktkette erfolgt, können sie durch die Umsetzung der genannten Empfehlungen entscheidende Weichen für eine nachhaltige Entwicklung stellen." Ernährungsökologie - Komplexen Herausforderungen integrativ begegnen; Ingrid Hoffmann, Katja Schneider, Claus Leitzmann; 2011; S. 154

Literatur

Buchtipp: Öfter mal die Sau rauslassen

Unsere Ernährung hat einen bedeutenden Einfluss auf das Risiko für Zivilisationskrankheiten und den rasant fortschreitenden Klimawandel. Experten wissen: Eine gesunde und klimafreundliche Ernährung ist pflanzenbasiert. Vegan-Professor Dr. Markus Keller und Ernährungsexpertin Annette Sabersky zeigen auf undogmatische Art und Weise, wie der Weg zu viel mehr veggie und viel weniger Tier gelingt. Das Autorenteam fasst leicht verständlich den aktuellen Stand der Forschung zusammen und liefert endlich Klartext im Dschungel der Ernährungs- und Umweltstudien. Für alle, die JETZT endlich handeln und auf plant-based umsteigen wollen – für die eigene Gesundheit und für die unseres Planeten. © Bild und Text Ulmer. Keller, Markus und Sabersky, Annette (2022): Öfter mal die Sau rauslassen - Wie wir mit pflanzenbasierter Ernährung ganz entspannt gesünder leben und das Klima retten, Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer E-Book. Kommentar zum Buch bei michaelditsch.de

Buchtipp: Fleischatlas

Wussten Sie schon, dass allein die fünf größten Fleisch- und Milchkonzerne so viele schädliche Klimagase ausstoßen wie der größte Ölmulti der Welt? Oder wussten Sie, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Fleischproduktion und der Entstehung von Pandemien? Der neue Fleischatlas 2021 gibt Einblicke in die Produktionsbedingungen der Fleischindustrie, zeigt den fatalen Missbrauch von Antibiotika in der Tierzucht, belegt die verheerenden Folgen des Pestizideinsatzes im Futtermittelanbau und erklärt, wieso der Fleischkonsum trotzdem weiter steigt. © Bild und Text BUND. Fleischatlas 2021, Herausgeber Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Le Monde Diplomatique

Buchtipp: Ernährungsökologie

Ob Armut, Übergewicht oder Klimawandel – viele der globalen Probleme unserer Zeit haben einen direkten oder indirekten Bezug zur Ernährung. Einfache Lösungen, die vernachlässigen, dass solche Probleme durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt werden, die miteinander in Wechselwirkung stehen, führen oft nicht zum erhofften Erfolg. Sie können die Probleme sogar verschlimmern oder neue Probleme schaffen: Ein Beispiel ist die Verschärfung der Nahrungsmittelknappheit durch den Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung, um dem Problem der Ressourcenknappheit zu begegnen. Die Ernährungsökologie erforscht als lösungsorientierter Ansatz den Umgang mit Komplexität im Bereich Ernährung. Sie bezieht die Dimensionen Gesundheit, Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft entlang der gesamten Produktkette sowie deren Interaktionen ein, um integrative Lösungsansätze für komplexe Probleme zu entwickeln. Das Buch führt in das Konzept der Ernährungsökologie ein. Es zeigt, welcher Erkenntnisgewinn und welches Potenzial für Problemlösungen darin liegt, Fragen der Ernährung als komplexe und mehrdimensionale Phänomene zu begreifen. Für die Entwicklung integrativer Lösungen werden theoretische und methodische Elemente der Ernährungsökologie vorgestellt. © Text und Bild Oekom. Ernährungsökologie - Komplexen Herausforderungen integrativ begegnen; Ingrid Hoffmann, Katja Schneider, Claus Leitzmann (Hrsg.); Oekom, 2011

Buchtipp: Das Omnivoren-Dilemma

Der Mensch gehört von der Konsititution seiner Verdauungsorgane her zu den Omnivoren, den Allesfressern. Das war in der Evolution sicherlich nützlich. Doch das heutige Überangebot von Nahrungsmitteln in Supermärkten und Schnellrestaurants bringt nicht nur ihn selbst körperlich an den Rand des Abgrunds, sondern ruiniert auch noch seinen Lebensraum und sein soziales Umfeld. Mit Biss und investigativer Recherche sieht sich Pollan um, wie unsere Nahrungsmittel hergestellt und verarbeitet werden, vom Maisfeld über Cheeseburger mit Pommes bis zum Öko-Menü. Er öffnet uns die Augen für unser gestörtes Essverhalten und für den Weg zurück zu Einfachheit und Genuss. Das Omnivoren-Dilemma - Wie sich die Industrie der Lebensmittel bemächtigte und warum Essen so kompliziert wurde, Michael Pollan, Goldmann Arkana, 2011. © Text und Bild Goldmann Arkana

Lesetipp: Gesundes Essen

"Essen ist der neue Pop", sagt die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Margareta Büning-Fesel im Interview mit GEO WISSEN ERNÄHRUNG. Für immer mehr Menschen gehörten - aufgrund des Strebens nach Gesundheit und Fitness - spezielle Ernährungsweisen zum Alltagsleben, insbesondere Vegetarismus und Bio-Kost stünden hoch im Kurs. Dem trägt die Erstausgabe von GEO WISSEN ERNÄHRUNG Rechnung. Sie ist der Auftakt einer neuen monothematischen Heftreihe innerhalb der GEO-Markenfamilie. Die Erstausgabe widmet sich dem Thema "Gesundes Essen" und nimmt sich etliche Mythen der Ernährung vor: Halten exotische Superfoods wie Chia-Samen und Goji-Beeren, was sie versprechen? Hat Bio-Kost, wie viele Menschen annehmen, tatsächlich gesundheitliche Vorteile? Verlieren Lebensmittel durch Tiefkühlung an Nährstoffen? Macht uns Fleisch krank - und sollten wir deshalb ganz darauf verzichten? Bild und Text GEO. GEO WISSEN Ernährung Nr. 01/2016 - Gesundes Essen

Lesetipp: Gesunde Ernährung

Neben dem Atmen ist die Aufnahme von Speisen und Getränken das wichtigste Grundbedürfnis des Menschen. Im Laufe seines Lebens verzehrt der Mensch im Durchschnitt rund 30.000 Kilogramm feste Kost und 50.000 Liter Flüssigkeit. Drei Jahre unseres Daseins sind wir allein mit Kauen beschäftigt. GEOkompakt widmet sich zum zweiten Mal dem Thema "Ernährung" und erklärt, was man bei den täglichen Mahlzeiten bedenken sollte - und warum. Wie viel und welches Fleisch etwa kann man mit gutem Gewissen verzehren? Ist es gesünder, gänzlich auf tierische Kost zu verzichten - und worauf sollten Vegetarier achten? Welche gesundheitlichen Gefahren sind mit der Zubereitung von Speisen verbunden, wie kann man sie vermeiden? In welcher Weise wirken sich Lebensmittel auf unsere Psyche aus? Ist es ratsam, Vitamine und Mineralstoffe als Nahrungsergänzungsmittel zu konsumieren? Und: Wie kann man langfristig Gewicht verlieren, ohne zu hungern? Bild und Text GEOkompakt. GEOkompakt Nr. 42 - 03/2015 - Gesunde Ernährung

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Food, Inc. - Was essen wir wirklich? - Trailer 2008

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