Zhuangzi - 莊 子 - Zhuāngzǐ

Das wahre Buch vom südlichen Blütenland

"Das Zhuangzi ist ein Basiswerk der chinesischen Philosophie sowie eines der großen Weisheitsbücher Chinas. Und vor allem ist es eines der spielerischsten und humorvollsten Bücher der Weltliteratur. Anders als Laozi, der die überlieferte Weisheit des Daoismus zu eher trockenen Sinnsprüchen verdichtete, umspielt Meister Zhuang sie in schillernden Geschichten, skurillen Parabeln und ironisch pointierten Lehrgesprächen: spielerisch und humorvoll. Die schrägste Truppe von Weisen, die je einen Klassiker fernöstlicher Weisheit bevölkert hat, macht uns hier mit der heiteren Lebenskunst der daoistischen Weisen bekannt." (Zhuangzi, Mair, Schuhmacher, 2008, Klappentext)

Der Lackbaumgarten

Kein aufgeblasener Beamter war jener Mann des Altertums.
Er hielt sich fern von allen Staatsgeschäften.
Sein unbedeutend Pöstchen verpflichtet ihn nur,
im Aufundabschlendern die Baumstämme zu zählen.
Wang Wei (700–761?) in Zhuangzi, Wohlfart, 2002, S. 8

Gliederung des Zhuangzi

Die heutige Textversion des Zhuangzi ist in drei Teile geteilt.

Innere Kapitel - 內 篇 - Nèi Piān - Inner Chapters

1. Unbekümmertes Wandern
逍 遙 遊 - Xiāo Yáo Yóu - Carefree Wandering

2. Über die Gleichheit der Dinge
齊 物 論 - Qí Wù Lùn - On the Equality of Things

3. Prinzipien der Pflege des Lebens
養 生 主 - Yǎng Shēng Zhǔ - Essentials for Nurturing Life

4. Die Menschenwelt
人 間 世 - Rén Jiān Shì - The Human World

5. Das Siegel vollkommener Integrität
德 充 符 - Dé Chōng Fú - Symbols of Integrity Fulfilled

6. Der große Ahn und Meister
大 宗 師 - Dà Zōng Shī - The Great Ancestral Teacher

7. Antworten für Kaiser und Könige
應 帝 王 - Yīng Dì Wáng - Responses for Emperors and Kings

Äußere Kapitel - 外 篇 - Wài Piān - Outer Chapters

8. Schwimmhäute zwischen den Zehen
駢 拇 - Pián Mǔ - Webbed Toes

9. Pferdehufe
馬 蹄 - Mǎ Tí - Horses' Hooves

10. Kisten aufbrechen
胠 篋 - Qū Qiè - Ransacking Coffers

11. Bewahren und Annehmen
在 宥 - Zài Yòu - Preserving and Accepting

12. Himmel und Erde
天 地 - Tiān Dì - Heaven and Earth

13. Der WEG des Himmels
天 道 - Tiān Dào - The Way of Heaven

14. Die Kreisläufe des Himmels
天 運 - Tiān Yùn - Heavenly Revolutions

15. Festgefahrene Meinungen
刻 意 - Kè Yì - Ingrained Opinions

16. Vom Reparieren der Natur
繕 性 - Shàn Xìng - Mending Nature

17. Herbstfluren
秋 水 - Qiū Shuǐ - Autumns Floods

18. Höchste Freude
至 樂 - Zhì Lè - Ultimate Joy

19. Das Leben verstehen
達 生 - Dá Shēng - Understanding Life

20. Der Baum auf dem Berge
山 木 - Shān Mù - The Mountain Tree

21. Edler Viereckfeld
田 子 方 - Tián Zǐ Fāng - Sir Square Field

22. Wissen wandert nach Norden
知 北 遊 - Zhī Běi Yóu - Knowledge Wanders North

Vermischte Kapitel - 雜 篇 - Zá Piān - Miscellanous Chapters

23. Gengsang Chu
庚 桑 楚 - Gēng Sāng Chǔ - Kengsang Ch'u

24. Geisterloser Xu
徐 無 鬼 - Xú Wú Guǐ - Ghostless Hsü

25. Der Sonnige
則 陽 - Zé Yáng - Sunny

26. Außendinge
外 物 - Wài Wù - External Things

27. Metaphern
寓 言 - Yù Yán - Metaphors

28. Abdankungen
讓 王 - Ràng Wáng - Abdictating Kingship

29. Räuber Wegelagerer
盜 跖 - Dào Zhí - Roober Footpad

30. Eine Abhandlung über Schwerter
說 劍 - Shuō Jiàn - Discoursing on Swords

31. Der alte Fischer
漁 父 - Yú Fù - An Old Fisherman

32. Lie Yukou
列 御 寇 - Liè Yù Kòu - Lieh Yük'ou

33. Alle unter dem Himmel
天 下 - Tiān Xià - All Under Heaven

Quellen

  • Wandering on the Way - Early Taoist Tales and Parables of Chuang Tzu. Victor H. Mair, University of Hawaii Press, 1997
  • Zhuangzi - Das Buch der Spontaneität: Über den Nutzen der Nutzlosigkeit und die Kultur der Langsamkeit. Das klassische Buch daoistischer Weisheit. Zhuangzi (Autor), Victor H. Mair (Herausgeber), Stephan Schuhmacher (Übersetzer), Windpferd, 2008
  • Chinese Text Project - Zhuangzi

Zitate


"Meister Zhuang fischte einst am Pu-Fluss. Der König von Chu entsandte zwei hochrangige Beamte mit folgender Botschaft zu ihm: 'Ich möchte Euch mit der Verwaltung meines Reiches beladen.'
Mit der Angelrute in der Hand sagte Meister Zhuang, ohne sich auch nur umzudrehen: 'Ich habe gehört, dass es in Chu eine heilige Schildkröte gibt, die schon seit dreitausend Jahren tot ist. Der König verwahrt sie in seinem Ahnentempel in einem mit Tuch umwickelten Korb. Was glaubt Ihr wohl, wäre dieser Schildkröte lieber: dass sie tot ist und ihre Knochen als Objekt der Anbetung aufbewahrt werden, oder lebendig zu sein und ihren Schwanz durch den Schlamm zu ziehen?'
'Sie wäre sicher lieber lebendig und zöge ihren Schwanz durch den Schlamm', sagten die beiden Beamten.
'Also fort mit Euch!', sagte Meister Zhuang. 'Ich will meinen Schwanz lieber weiter durch den Schlamm ziehen!'"
Kapitel 17 - Herbstfluren - 秋 水 - Qiū Shuǐ - Autumns Floods
Zhuangzi; Mair, Schuhmacher; 2008; S. 203


Unbeirrbar seinen Ideen und Vorlieben zu folgen, sich von der Welt zurückzuziehen und vom Gewöhnlichen abzuweichen, abgehoben zu reden, zu verurteilen und zu verdammen – das ist Überheblichkeit und weiter nichts, Lieblingsbeschäftigung der Einsiedler in den Bergen und Tälern, von Menschen, die die Welt verachten, die sich, wenn sie alt werden und ihre Kraft verlieren, in den Abgrund stürzen.

Von Menschlichkeit und Rechtschaffenheit zu reden, von Treue und Vertrauen, von Höflichkeit und Bescheidenheit, von Zurückhaltung und Demut – das ist Schönfärberei und weiter nichts, Lieblingsbeschäftigung der Gelehrten, um die Welt einzulullen, von Lehrern und Tröstern, den Schülern auf Wanderschaft oder zu Hause.

Von großen Verdiensten zu reden, große Berühmtheit zu erlangen, sich an die Etikette im Umgang mit Herrschern und Ministern zu halten, die Rangfolge von Oben und Unten zu achten – das ist Regierungsgeschäft und weiter nichts, Lieblingsbeschäftigung der Beamten an Königs- und Fürstenhöfen, von Menschen, die ihrem Herrn dienen und den Staat stärken, deren Leistung darin besteht, andere zu unterwerfen.

Sich an Sümpfen und Seen aufzuhalten, in der Wildnis zu leben, sich vom Fischeangeln zu ernähren – das ist Nichtstun und weiter nichts, Lieblingsbeschäftigung der Einsiedler an Flüssen und Meeren, die sich von der Welt zurückziehen, um Muße und Entspannung zu finden.

Hörbar langsam aus- und einzuatmen, das Alte aus sich herauszulassen, das Neue in sich aufzunehmen, sich zu bücken wie ein Bär, sich zu strecken wie ein Vogel – das ist Streben nach Langlebigkeit und weiter nichts, Lieblingsbeschäftigung der Verfechter des Dao, von Menschen, die sich ihrem Körper widmen, um so alt zu werden wie Peng Zu.

Wer, ohne unbeirrbar zu sein, überlegen ist, wer sich ohne Orientierung an Menschlichkeit und Rechtschaffenheit weiterentwickelt, wer ohne Ruhmsucht regiert, wer ohne Aufenthalt am Fluss oder Meer Muße findet, wer ohne daoistische Übungen lange lebt, für den gibt es nichts, was er nicht verliert, und nichts, was er nicht besitzt, der hält inne im Grenzenlosen, und dem folgt alles Schöne – das ist des Himmels und der Erde Dao, die Wirkkraft des Weisen.

Zhuangzi (2019): Das Buch der daoistischen Weisheit - Übers.: Viktor Kalinke, Ditzingen: Reclam E-Book, Kapitel 15 - 刻意 (kè yì) - Unbeirrbarkeit


"Meister Ostweiler wandte sich fragend an Meister Zhuang und sagte:
'Wo ist der sogenannte WEG?'
'Es gibt keinen Ort, wo er nicht ist', sagte Meister Zhuang.
'Gebt mir ein Beispiel, so dass ich mir eine Vorstellung machen kann', sagte Meister Ostweiler.
'Er ist in den Ameisen', sagte Meister Zhuang.
'Wie kann er in etwas so Gemeinem sein?'
'Er ist im Hirsegras.'
'Wie kann er in etwas noch Gemeinerem sein?'
'Er ist in Ziegeln und Scherben.'
'Wie kann er in etwas noch viel Gemeinerem sein?'
'Er ist in Scheiße und Pisse.'
'Meister Ostweiler sagte nichts mehr. 'Eure Fragen', sagte Meister Zhuang, 'gingen am Kern der Sache vorbei. [...] Versuche also nicht, den WEG in bestimmten Dingen auszumachen, denn dann gibt es kein Entkommen von den Dingen. So ist nun einmal der höchste WEG, und so sind auch die großen Worte. 'Allgegenwärtig', 'Überall', 'Allumfassend' sind drei verschiedene Namen für diesselbe Wirklichkeit. Sie alle weisen auf die Einheit hin.
Lasst uns davonwandern zum Niemalsnicht-Palast, wo wir in einen endlosen Austausch miteinander eintreten könnten. Lasst uns teilhaben am Nichthandeln? - Wie friedlich und ruhig wären wir dann! Wie still und rein! Wie harmonisch und wie befreit! Wie leer von jeder Absicht wären wir da! Wir würden gehen, ohne zu wissen, wo wir ankommen; wir würden kommen, ohne zu wissen, wo wir innehalten sollen. Nachdem wir so gegangen und gekommen sind, wüssten wir nicht, wohin das alles führen soll. Lasst uns in der leeren Weite wandern. Großes Wissen würde sich einstellen, ohne dass wir wüssten, wie es auszuschöpfen wäre.
Das, was die Dinge macht, hat keine Grenze zu den Dingen, aber damit die Dinge Grenzen haben, sprechen wir von der 'Grenze zwischen den Dingen'. Die grenzenlose Grenze ist die Grenze ohne Grenze.
Wir sprechen von Fülle und Leere, von Niedergang und Zerfall, aber das, was der Urgrund von Fülle und Leere ist, ist selbst weder voll noch leer; und das, was die Ursache von Niedergang und Zerfall ist, geht selbst nicht nieder und zerfällt auch nicht. Das, was Wurzeln und Zweige hervorbringt, ist selbst weder Wurzel noch Zweig, und das, was Zusammenballung und Zerstreuung der Dinge verursacht, ballt sich nicht zusammen und zerstreut sich nicht."
Kapitel 22 - Wissen wandert nach Norden - 知 北 遊 - Zhī Běi Yóu - Knowledge Wanders North
Zhuangzi; Mair, Schuhmacher; 2008; S. 256

Interpretationen


Zentralmomente der Philosophie Zhuangzi’s:

  1. Jedes Lebewesen strebt danach, "frei und unbekümmert" zu leben.
  2. Voraussetzung dafür sind Lebensumstände, die der natürlichen Bestimmung entsprechen - dies meint das Bild von der Freude der Fische im Wasser.
  3. Alles wandelt sich unaufhörlich, geht vom Leben in den Tod und vom Tod ins Leben sowie von Gedanken in die Wirklichkeit und von der Wirklichkeit in Gedanken über.
  4. Weisheit besteht in Vorsorge und Vorausschau, um die natürlichen Kräfte zu stärken und bei passender Gelegenheit einzusetzen.
  5. Die Verwirklichung der Möglichkeit, so zu sein, wie es der "natürlichen Bestimmung" entspricht, bedeutet Wahrhaftigkeit und begründet die ethische Orientierung und Begrenzung staatlicher Herrschaft.

Zhuangzi; Übers.: Kalinke, Viktor; Reclam; 2019; E-Book; Nachwort Kap. "Das altchinesische Paradigma der Freiheit"


"Die im Buch Zhuangzi propagierte Haltung des Menschen in der Welt lässt sich vielleicht mit Begriffen wie intuitive Behutsamkeit und Gelassenheit beschreiben. 'Behutsamkeit' kommt dem nahe, was der chinesische Terminus wuwei 無爲 'Nicht-Handeln' meint, also die Vermeidung von Aktionismus und der Verzicht, Dinge und Angelegenheiten um jeden Preis in eine bestimmte Richtung lenken zu wollen. Der Grund, der sich im Buch Zhuangzi für diese Zurückhaltung findet, ist die skeptizistische Feststellung, dass wir die beste Richtung, das Ziel, auf das wir unser Handeln idealerweise ausrichten sollten, nicht erkennen können, ja dass wir im Grunde nicht einmal wissen, was eigentlich Schein und was Wirklichkeit ist. Die vielleicht bekannteste Geschichte des Textes, die Erzählung von Zhuang Zhou, der geträumt habe, ein Schmetterling zu sein, und nach dem Erwachen nicht wisse, ob er jetzt als Mensch vielleicht nicht mehr sei als nur der Traum eines Schmetterlings (Kapitel 2:13), illustriert diesen Ansatz." Das Buch Zhuangzi - Die Inneren Kapitel (eBook (PDF)), Oliver Aumann (Herausgeber), Verlag Karl Alber, 2019, S. 18

Literatur

Buchtipp: Zhuangzi

The Zhuangzi (Sayings of Master Zhuang) is one of the foundational texts of the Chinese philosophical tradition and the cornerstone of Daoist thought. The earliest and most influential commentary on the Zhuangzi is that of Guo Xiang (265–312), who also edited the text into the thirty-three-chapter version known ever since. Guo’s commentary enriches readings of the Zhuangzi, offering keen insights into the meaning and significance of its pithy but often ambiguous aphorisms, narratives, and parables. Richard John Lynn’s new translation of the Zhuangzi is the first to follow Guo’s commentary in its interpretive choices. Unlike any previous translation into any language, its guiding principle is how Guo read the text; Lynn renders the Zhuangzi in terms of Guo’s understanding. This approach allows for the full integration of the text of the Zhuangzi with Guo’s commentary. The book also features a translation of Guo’s complete interlinear commentary and is annotated throughout. © Bild und Text Columbia University Press. Zhuangzi (2022): A New Translation of the Sayings of Master Zhuang As Interpreted by Guo Xiang. Translated and Introduction by Richard John Lynn, New York: Columbia University Press E-Book. Kommentar zum Buch bei michaelditsch.de

Buchtipp: Zhuangzi - Das Buch der daoistischen Weisheit

Das Buch Zhuangzi, auch bekannt unter dem Ehrentitel "Das wahre Buch vom südlichen Blütenland", ist zusammen mit Laozi (Laotse) der wichtigste Text des chinesischen Daoismus. Zhuangzi (Dschuang Dsi) soll im 4. Jahrhundert v. Chr. gelebt, sich allen Ämtern verweigert und als Gärtner gearbeitet haben. Ihm geht es darum, zurückzulenken auf das Eigentliche, das Einfache: die Freiheit, nichts Besonderes zu tun, die Freiheit, sich selbst zu folgen, die Freiheit, mit der Natur zu leben. Zhuangzi ist der wilde Denker, der, der keine vorgegebene Ordnung akzeptiert und alles in Frage stellt. Sein Buch besteht aus 300 kurzen Texten: Anekdoten, Gleichnissen, Gedanken, Dialogen, die in 33 Kapitel geordnet sind. Viktor Kalinke hat 2017 nach 10-jähriger Arbeit mit einer vorbildlichen wissenschaftlichen Ausgabe die erste ernstzunehmende und vollständige Übersetzung des Zhuangzi aus dem Chinesischen ins Deutsche vorgelegt. Diese neue Übersetzung erscheint nun erstmals als ansprechende Leseausgabe. © Bild und Text Reclam. Zhuangzi - Das Buch der daoistischen Weisheit, Übers. Viktor Kalinke, Reclam, 2019. Kommentar bei michaelditsch.de

Buchtipp: Das Wirken in den Dingen

Das in der Zeit der Streitenden Reiche entstandene Werk des chinesischen Gelehrten Zhuangzi gilt als Grundlagentext des Daoismus, wird aber üblicherweise als unergründlich für unseren westlichen und modernen Blick erklärt. Jean François Billeter wendet sich gegen diese verharmlosende Exotik und behauptet: Zhuangzis Schriften sind verständlich und offenbaren den Meister als subversiven Philosophen radikaler Autonomie. Mehr als das: Durch die Konfrontation mit Denkern wie Wittgenstein, Kleist und Montaigne entsteht ein mehr als zweitausend Jahre überspannendes intellektuelles Gespräch, das auf die grundlegenden Fragen der neueren Philosophie zielt. So macht Billeter nicht nur einen der schönsten Texte der chinesischen Geistesgeschichte endlich zugänglich, sondern pointiert auch sein Erschütterungspotenzial für unser heutiges Leben, denn: "Vielleicht sind wir sogar die Leser, die Zhuangzi sich gewünscht hätte". © Bild und Text Matthes & Seitz Berlin. Das Wirken in den Dingen - Vier Vorlesungen über den Zhuangzi, Jean François Billeter, Matthes & Seitz Berlin, 2015

Buchtipp: Das Buch Zhuangzi

Das Buch Zhuangzi ist ein grundlegender Text der chinesischen Philosophie, es gehört nicht nur zu den wichtigsten Quellen des frühen Daoismus, sondern hat darüber hinaus auf andere Formen ostasiatischer Spiritualität und Religion einen großen Einfluss ausgeübt. Die Textsammlung umfasst einprägsame Anekdoten, Dialoge, Parabeln und Gleichnisse. Die bekannteste Geschichte des Buches ist der Bericht von Meister Zhuang, der träumt ein Schmetterling zu sein und nach dem Erwachen nicht mehr weiß, ob er tatsächlich ein Mensch ist oder vielleicht nur der Traum eines Schmetterlings. Es treten mythologische Fabelwesen, Tiere, Weise, Narren, Handwerker, sprechende Schatten etc. auf und der Ton changiert zwischen tiefem philosophischem Ernst (wenn etwa die Grenzen menschlicher Erkenntnis ausgelotet werden), feinem Humor und geradezu groteskem Witz. Die Neuübersetzung aus dem chinesischen Original umfasst die sieben so genannten "Inneren Kapitel", die traditionell als inhaltliche Einheit und als der Hauptteil des Buches angesehen wurden. Der Stil des Originals wird so getreu wie möglich wiedergegeben und es werden zahlreiche historische Kommentare sowie aktuelle Forschungsergebnisse aus China und Japan berücksichtigt. So können dem deutschsprachigen Leser für viele Stellen erstmals alternative Möglichkeiten der Interpretation aufgezeigt werden, die ansonsten nur aus der originalsprachlichen Kommentarliteratur zu erschließen sind. © Bild und Text Verlag Karl Alber. Das Buch Zhuangzi - Die Inneren Kapitel (eBook (PDF)), Oliver Aumann (Herausgeber), Verlag Karl Alber, 2019

Buchtipp: Mit den passenden Schuhen vergißt man die Füße

"Eines der herrlichsten Bücher Chinas", nannte es Hermann Hesse. Dessen Autor war für ihn ein Meister des Gleichnisses. Die vorliegende Ausgabe bringt einen Meister des Ostens nahe, der zu den Großen der Weltliteratur und Weltphilosophie gehört. Die Anthologie bietet dem Leser eine Auswahl philologisch fundierter Übersetzungen mit kompetenter Hintergrundinformation und Verständnishilfe. Zum Vorschein kommt ein Text, der gewohnte Denkweisen auf den Kopf stellt. Der Kerngedanke ist: das Leben so anzunehmen, wie es ist, dem zu folgen, was ist. Gleichzeitig geht es um das Eigene - das auch im Bild von den Schuhen zum Ausdruck kommt - einem jeden Menschen passen eben nur die eigenen Schuhe. © Text und Bild Ammann Verlag. Mit den passenden Schuhen vergißt man die Füße: Ein Zhuangzi-Lesebuch, Henrik Jäger, Ammann Verlag & Co., 2009, ISBN 9783250105299

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Reception of Zhuangzi in the West - Professor Richard John Lynn at The Elling Eide Center (2022)

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