Zì Rǎn - 自 然 - Selbst So

"Das erste Zeichen des Binoms ziran ist der Radikal zi, 'selbst'. In dem zweiten Zeichen ran, 'so' ist rechts der Radikal 'Hund', links der Radikal 'Fleisch' und unten 'Feuer' zu erkennen. Ziran ist wörtlich zu übersetzen durch 'selbst-so' oder 'von selbst' bzw. 'von alleine', wobei letztere Übertragung wohl insofern zu bevorzugen ist, als sie dem grundlegenden Missverständnis vorbeugt, dass es bei ziran um etwas geht, das von unserem Selbst kommt und nicht vielmehr um etwas, das von selbst geschieht. Ziran bedeutet etwas, das von selbst bzw. auto-matisch (gr. auto-maton) verläuft und ganz natürlich erscheint (wie ein Feuer?). Ran bedeutet als Ausruf 'ja', 'so ist es' und als Verb 'so verhält es sich' und auch die Wortbedeutung 'brennen' verweist auf einen Vorgang. Dementsprechend könnte man dann auch jene klassische Stelle am Ende des 25. Kapitels des Laozi: dao fa ziran so übersetzen: 'der (Ver)Lauf (aller Dinge) richtet sich nach dem von-alleine Verlaufenden', oder nach einer anderen Lesart: er richtet sich ganz von alleine nach sich." Zhuangzi, Günter Wohlfart, Herder, 2002, S. 150-151

人 法 地 rén fǎ dì Der Mensch richtet sich nach der Erde
地 法 天 dì fǎ tiān die Erde richtet sich nach dem Himmel
天 法 道 tiān fǎ dào der Himmel richtet sich nach dem Dào
道 法 自 然 dào fǎ zì rǎn das Dào richtet sich nach seinem eigenen Weg

Laozi - Daodejing - Kapitel 25
Das Tao der Weisheit, Hilmar Klaus, Mainz Verlag, 2008, S. 116

Zhuāngzǐ - 莊 子 - Kapitel 5

Das Siegel vollkommener Integrität - 德 充 符 - Dé Chōng Fú

"Huizi fragte Zhuangzi: 'Kann ein Mensch tatsächlich ohne Eigenheiten (ohne Neigungen und Leidenschaften) (wu qing) sein?' Zhuangzi sagte: 'So ist es'. Huizi fragte: 'Aber ein Mensch ohne Eigenheiten (wu qing), wie kann man ihn einen Menschen nennen?' Zhuangzi sagte: 'Der Lauf [des Lebens und der Dinge] (dao) gibt ihm sein Aussehen und der Himmel gibt ihm seine Form, warum sollte man ihn nicht einen Menschen nennen?' Huizi sagte: 'Aber wenn man ihn einen Menschen nennt, wie kann er dann ohne Eigenheiten (wu qing) sein?' Zhuangzi sagte: 'Das ist nicht das, was ich unter ›Eigenheit‹ (qing) verstehe. Wenn ich davon spreche, ›keine Eigenheiten‹ (wu qing) zu haben, meine ich damit, dass ein Mensch nicht mit Zuneigungen und Abneigungen innerlich sich selbst (seinen Leib und sein Leben) (shen) verletzt. Er folgt immer dem ›von alleine so (Verlaufenden)‹ (ziran) und fügt dem ›natürlichen Leben (und Gedeihen)‹ nichts zu.' Huizi fragte: 'Wenn er dem natürlichen Leben nichts zufügt, wie kann er dann eine ›Person sein und einen Leib haben‹ (shen)?' Zhuangzi sagte: 'Der Lauf [des Lebens] (dao) gibt ihm sein Aussehen und der Himmel gibt ihm seine Form. Durch Zuneigung und Abneigung verletzt er nicht innerlich sich selbst (seinen Leib und sein Leben) (shen).'" Zhuangzi, Günter Wohlfart, Herder, 2002, S. 83

Zhuāngzǐ - 莊 子 - Kapitel 7

Antworten für Kaiser und Könige - 應 帝 王 - Yīng Dì Wáng

"Lass deinen Herz-Geist (xin) treiben (wandern) (you) im (Wasser-) Faden (in dem was ohne Eigengeschmack ist) (dan), vereinige deinen Lebensatem (qi) mit dem Wüsten (mo), geh mit den Dingen (shun wu) ganz von alleine (ziran), (folge dem von-selbst-so-Verlaufenden der Dinge). Gib dem Persönlichen, Eigenen keinen Raum und alles unter dem Himmel (d.h. die ganze Welt) ist in Ordnung." Zhuangzi, Günter Wohlfart, Herder, 2002, S. 110

Mehr Informationen