Jnana Yoga
Yoga des Wissens

Yoga (योग yoga) ist ein Wort aus dem Sanskrit, welches meist mit "Joch" übersetzt wird. Weitere Bedeutungen sind: Anbinden, Anschirren, Verbindung, Vereinigung, Einigung. Der Begriff Yoga bezeichnet ein, aus Indien stammendes, spirituelles System, welches verschiedene Wege zur Transzendierung des eigenen Ichs und zur Erfahrung der Einheit allen Seins beinhaltet. Klassische Yoga Wege sind z.B.: Karma Yoga (Yoga der Tat कर्मयोग, karmayoga), Bhakti Yoga (Yoga der Hingabe भक्तियोग bhaktiyoga) oder Jnana Yoga (Yoga des Wissens ज्ञानयोग jñānayoga). Als einer der jüngeren Yoga Wege gilt das Hatha Yoga (Yoga der Körperarbeit हठयोग haṭhayoga). Das Wort Hatha (हठ hatha) beinhaltet verschiedene Bedeutungen: Kraft, Gewalt, kraftvolle Anstrengung, oder auch Sonne und Mond.
Immer wieder bin ich erstaunt, wie es der westliche Kapitalismus schafft, traditionelle spirituelle Systeme zu adaptieren und zu transformieren. Übungen der Yoga Lehre werden als Fitnessworkout zur Körperstraffung eingesetzt, Zen-Meditation gibt dem gestressten Manager-Krieger die nötige innere Ruhe für das nächste Business-Gefecht und buddhistische Achtsamkeit ist der aktuelle Hype im medizinischen Psycho-Reparaturbetrieb. Einzelne Methoden werden aus den spirituellen Weisheitslehren herausgelöst und vom modernen "Homo oeconomicus" zur individuellen Selbstoptimierung und zur Vorteilsgewinnung im harten globalen Wettbewerb der "Human ressources" verwendet. Ging es bei den spirituellen Lehren ursprünglich um die Transzendierung des individuellen Ichs, bewirken die kapitalistischen Derivate stattdessen eine weitere Aufblähung des Ego-Bewusstseins der westlichen Adepten.
"Trotz der reichen Vielgestaltigkeit der Yoga-Traditionen stimmen alle Vorgehensweisen in diesem Punkt überein: Die Ich-Transzendierung, das Überschreiten der gewöhnlichen Person mit ihren vorhersagbaren Gewohnheitsmustern, gilt als notwendige Vorbedingung. Yoga ist in der Tat die Technik der ekstatischen Transzendierung. Die Unterschiedlichkeiten innerhalb des Yoga beziehen sich mehr auf die Art und Weise, wie diese Transzendierung erreicht und wie sie begrifflich und konzepthaft dargestellt wird." Yoga Tradition, Georg Feuerstein, Yoga Verlag, 2008, S. 78
Jnana Yoga ज्ञानयोग jñānayoga
"Das Wort jnâna übersetzt sich als 'Wissen', 'Einblick' oder 'Weisheit' und hat in spirituellen Kontext den spezifischen Sinn von - wie es die alten Griechen nannten - gnosis, einer besonderen Art befreienden Wissens oder befreiender Intuition. Tatsächlich sind die Begriffe jnâna und gnosis über die indo-europäische Wortwurzel gno ('wissen') sprachgeschichtlich verwandt. Jnâna-Yoga lässt sich de facto mit dem spirituellen Weg des Vedânta, dem hinduistischen System des Nondualismus, gleichsetzen. Er führt durch die Anwendung gnostischen Verstehens oder, um präziser zu sein, durch die weise Unterscheidung zwischen Realem und Nicht-Realem (bzw. Illusorischem) zur Erfahrung des höheren Selbst." Yoga Tradition, Georg Feuerstein, Yoga Verlag, 2008, S. 83
"Yoga-Philosophie meint die Schulung der Wachheit für das, was wirklich zählt, was Sinn macht in diesem Leben. Yoga-Philosophie bedeutet Bewusstseinsschulung. Yoga-Philosophie heißt in der alten Fachsprache des Sanskrit Jñāna-Yoga (Skrt.: jñāna (m.) - Wissen, Erkenntnis, Weisheit; yoga (m.) - Anschirren, Verbindung, Einung, Übung). Es geht um den Übungs-Weg zur Erkenntnis des tieferen Sinns des Yoga. Als eigenständiger Übungsweg zählt Yoga-Philosophie als Jñāna-Yoga zu den ältesten und bedeutendsten Übungsformen des Yoga." Yoga-Philosophie-Atlas, Eckard Wolz-Gottwald, Via Nova, 2006, S .7
"Yoga-Philosophie im ursprünglichen Sinn bedeutet, den Aufstieg auf den Berg zu wagen. Und auf den Berg des Yoga hinaufzusteigen heißt: Schulung des Bewusstseins bis in die Tiefen der eigenen Existenz. Der Aufstieg geschieht, wenn Philosophie zur konkreten personalen Veränderung und Transformation führt. Dabei wurde in der fast 3000-jährigen Yoga-Tradition eine Fülle von verschiedenen Lehren und Konzepten entwickelt, die alle jedoch auf die gleiche Perspektive ausgerichtet sind." Yoga-Philosophie-Atlas, Eckard Wolz-Gottwald, Via Nova, 2006, S. 8
"Jñāna-Yoga meint keine Theorie, keine Ansammlung von Wissen über die Grundprinzipien des Yoga. Yoga-Philosophie im ursprünglichen Sinn zeigt sich nicht als Lehre von heiligen Dogmen und Lehrsätzen. Yoga-Philosophie will nicht lehren, sondern von den Gebundenheiten des alltäglichen Handels läutern und befreien. Sie will die Übenden mit den Mitteln des Denkens wachrütteln, so dass sie ihr verschüttetes Weisheitspotential zu entdecken vermögen. Jñāna-Yoga meint keine intellektuelle Schulung, sondern reflektierende Schulung der Bewusstheit für das Leben aus dem Selbst. Philosophie im Sinne des Jñāna-Yoga kommt somit die Aufgabe zu, den eigentlichen Sinn des Yoga bewusst zu machen, zwischen Abwegen, Umwegen und dem adäquaten Weg unterscheiden zu lernen. Jñāna-Yoga bedeutet Philosophie als Lebenslehre." Yoga-Philosophie-Atlas, Eckard Wolz-Gottwald, Via Nova, 2006, S .79
"The final step in the path to liberation is that of jñāna yoga – knowledge. All the other practices enumerated so far – karma yoga, saguna meditation, cultivating divine qualities, etc. - are in fact preparatory for jñāna yoga alone. As discussed in previous chapters, the aim of karma yoga is to help us reduce our likes and dislikes, thoughts which distract our mind by pulling it in various directions. Saguna meditation is aimed at increasing the mind's power of concentration. To summarize, if we think of the spiritual journey as taking place on a rocket, meditation increases the power of the rocket's engine and karma yoga makes the ship more aerodynamic. There is only one thing missing in this metaphor: the destination . Ātma jñāna – Selfknowledge - is the destination. In order to reach this destination we have to undergo a very strange journey. It's strange because we only reach the destination when we've come to understand that we were already there to begin with! From this statement alone we can see just how subtle a knowledge ātma jñāna is, and therefore just how important are the two-fold mental refinements born out of karma yoga and meditation." The Timeless Path - A Step-by-Step Guide to Spiritual Evolution, Swami Ramakrishnananda Puri, M.A. Center, 2014, S. 155
"Beim Badha Samadhi gibt der Jnana Yogi alle Namen und Formen auf und nimmt das Übrigbleibende, nämlich Satchidananda Brahman (das höchste Absolute als reines Sein, Wissen und Glückseligkeit), als Essenz für alle Namen und Formen in sich auf. Ein Jnana Yogi praktiziert Vyapakata (das Alldurchdringende in allem wahrnehmen) und geht seinem Sadhana sogar während des Gehens nach. Wohin er auch immer blickt, versucht er die eine, allen Dingen innewohnende Essenz zu erblicken und lehnt alle Namen und Formen hierfür ab. Er befindet sich sogar während er sich bewegt in Sahaja Samadhi (einen natürlichen überbewussten Zustand)." Vedanta für Anfänger, Swami Sivananda, Verlag Yoga Vidya, 2012, S. 20
"Im Gegensatz zum Raja Yogi praktiziert der Jnana Yogi weder Pratyahara (Zurückziehen der Sinne) noch Chittavritti-nirodha (Zur-Ruhe-Kommen der Gedanken). Stattdessen versucht er, in allen Namen und Formen der Schöpfung die eine ungeteilte Essenz von Satchidananda (Sein-Wissen-Glückseligkeit, die Natur des Absoluten) zu erblicken. Er ist der Zeuge, Sakshi, aller Vrittis, wodurch alle Vrittis nach und nach vergehen. Die Methode des Jnana Yogis ist 'positiv' (Samyagdarshana – die rechte Schau), während die des Raja Yogis 'negativ' ist (Nirodha – kontrollierend, zügelnd)." Vedanta für Anfänger, Swami Sivananda, Verlag Yoga Vidya, 2012, S. 20
"Der esoterische Jnanin ist nach der Vedanta-Philosophie jemand, der sich nicht nur die Wahrheiten der heiligen Schriften anhört und sie verstandesmäßig begreift, sondern auch vollkommen in sich aufnimmt und eins mit ihnen wird. Geistige Verwirklichung besteht also gemäß dem Vedanta darin, die Wahrheit der heiligen Schriften zu hören (shravanam), sie dann zu begreifen (mananam) und schließlich eins mit ihr zu werden (nididhyasanam)." Yogananda, Paramahansa (2019): Der Yoga der Bhagavad-Gita - Eine Einführung in die universale indische Wissenschaft der Gottverwirklichung, Los Angeles: SRF, S. 63
Literatur
Buchtipp: Yoga-Philosophie-Atlas

Der "Yoga-Philosophie-Atlas" ist eine Enzyklopädie der Yoga-Philosophie. Er besteht aus Texten zu allen zentralen Themen der Yoga-Philosophie, die mit ca. 350 Grafiken als Landkarten der Yoga-Wege verbunden sind. Der Dialog von Text und Grafik ermöglicht die wechselseitige Befruchtung von Denken und Sehen. Die den Text erläuternden Grafiken können die Grundstrukturen eines Gedankens treffend auf den Punkt bringen und ermöglichen so den Zugang zu den oft komplizierten Zusammenhängen der Yoga-Philosophie. Von der allgemein verständlichen Anschaulichkeit ist der Weg zu den Tiefen des yogischen Wissens gewiesen. Der "Yoga-Philosophie-Atlas" erläutert die einzelnen Wege und Schulen und setzt sie in den großen Zusammenhang der Philosophie des Yoga. Die Grundthemen der Yoga-Philosophie, die großen Text-Zeugnisse des religiösen Yoga, des klassisch-philosophischen Yoga und auch des körperorientierten Yoga der Gegenwart bilden besondere Schwerpunkte. © Bild und Text Via Nova. Yoga-Philosophie-Atlas, Eckard Wolz-Gottwald, Via Nova, 2006
Buchtipp: Die Yoga Tradition

Dieses Buch ist etwas Besonderes: Als einzigartiges Nachschlagewerk verfasst von einem der herausragenden Autoren zum Thema Yoga gibt die Yoga Tradition einen Überblick über die 5000 Jahre alte Geschichte des Yoga und präsentiert dabei Teilübersetzungen zahlreicher Schlüsseltexte sowie über 200 Illustrationen. Es gibt einen umfassenden und zugleich profunden Einblick in die ganze vielfälltige Wissenschaft des Yoga. Wie stellt sich der Yoga in Hinduismus, Buddhismus und anderen Religionen dar? Welche Texte sind für das Verständnis von Yoga grundlegend? Diese und viele Fragen beantwortet der Autor- der bekannte Yoga-Kenner Dr. Georg Feuerstein - höchst aufschlussreich. Dabei gelingt es ihm, das Wissen des Gelehrten mit der Einsicht des Praktizierenden zu verbinden. Ein mitreißendes und immer wieder zum Nachschlagen einladendes Buch, das für Laien und Experten gleichermaßen empfehlenswert ist. © Bild und Text Yoga Verlag. Die Yoga Tradition - Geschichte, Literatur, Philosophie & Praxis; Georg Feuerstein; Yoga Verlag; 2008
Buchtipp: The Timeless Path

Spirituality is often referred to as a path. But where does it begin? Where does it end? And where does it take us? Is the seeker himself the trailblazer--hacking through the jungle with his lone machete? Or is it laid out before us? Are there multiple paths or just one? In The Timeless Path: A Step-By-Step Guide to Spiritual Evolution, Swami Ramakrishnananda Puri elucidates the spiritual path as presented by India's traditional scriptures, showing it to be the one and the same path taught by world-renowned humanitarian and spiritual leader Sri Mata Amritanandamayi Devi (Amma). Drawing on more than 30 years of experience as one of Amma's senior disciples, and with his own characteristic wit, in The Timeless Path, Swamiji lays out the spiritual journey from beginning to end in clear and simple prose. Simultaneously shattering common misconceptions about spirituality and handing us the building blocks to construct a solid and practical spiritual life, Swamiji brings even abstract spiritual concepts down to earth, creating a book capable of inspiring and guiding spiritual seekers of all levels. © Bild und Text M.A. Center. The Timeless Path - A Step-by-Step Guide to Spiritual Evolution, Swami Ramakrishnananda Puri, M.A. Center, 2014
Buchtipp: Yoga Body

Yoga is so prevalent in the modern world-practiced by pop stars, taught in schools, and offered in yoga centers, health clubs, and even shopping malls - that we take its presence, and its meaning, for granted. But how did the current yoga boom happen? And is it really rooted in ancient Indian practices, as many of its adherents claim? In this groundbreaking book, Mark Singleton calls into question many commonly held beliefs about the nature and origins of postural yoga (asana) and suggests a radically new way of understanding the meaning of yoga as it is practiced by millions of people across the world today. Singleton shows that, contrary to popular belief, there is no evidence in the Indian tradition for the kind of health and fitness-oriented asana practice that dominates the global yoga scene of the twenty-first century. Singleton's surprising-and surely controversial-thesis is that yoga as it is popularly practiced today owes a greater debt to modern Indian nationalism and, even more surprisingly, to the spiritual aspirations of European bodybuilding and early 20th-century women's gymnastic movements of Europe and America, than it does to any ancient Indian yoga tradition. This discovery enables Singleton to explain, as no one has done before, how the most prevalent forms of postural yoga, like Ashtanga, Bikram and "Hatha" yoga, came to be the hugely popular phenomena they are today. Drawing on a wealth of rare documents from archives in India, the UK and the USA, as well as interviews with the few remaining, now very elderly figures in the 1930s Mysore asana revival, Yoga Body turns the conventional wisdom about yoga on its head. © Bild und Text Oxford Univerity Press. Yoga Body - The Origins of Modern Posture Practice, Mark Singleton, Oxford Univerity Press, 2010
Buchtipp: Das Yoga-Lexikon

Das Yoga-Lexikon knüpft an "Das Yoga-Wörterbuch" an, dessen vollständig integrierter Inhalt erweitert und vertieft wird, indem zahlreiche Einträge aus der Welt des klassischen Hinduismus ebenso wie Yogi-Biografien und Übungsstile hinzukommen. Als erstes Nachschlagewerk dieser Art enthält das Lexikon auch ein spirituelles Wörterbuch Deutsch-Sanskrit, welches vielfältige Recherchen anhand deutscher Suchbegriffe ermöglicht, und präsentiert zudem einhundertzwanzig wichtige Sanskrit-Begriffe in indischer Devanagari-Schrift. So erschließt das Buch mit 2000 Artikeln, 70 Biografien und 40 Übungsstilen sowie 190 Asanas in Wort-für-Wort-Übersetzung den Zugang zur gesamten Welt des Yoga und verwandten Themen. Mit vielen hochwertigen Abb. von yogaposter.de. © Bild und Text edition sawitri. Das Yoga-Lexikon - Sanskrit - Asanas - Biografien - Hinduismus - Mythologie, Wilfried Huchzermeyer, edition sawitri, 2013
Buchtipp: Bhagavad Gītā

Die Bhagavad Gita (Der Gesang des Erhabenen), das bedeutendste religionsphilosophische Gedicht des Hinduismus, ist Teil des umfangreichen Sanskritepos Mahabharata (entstanden zwischen dem 4. Jh. v. Chr. und dem 4. Jh. n. Chr.). Gott Vishnu steht in menschlicher Gestalt als Wagenlenker Krishna dem Helden Arjuna vor der furchtbarsten Schlacht der indischen Mythologie zur Seite. Arjuna zweifelt in einem Pflichtenkonflikt: Seiner Aufgabe als adeliger Krieger (Kshatriya) gemäß soll er einen »gerechten Krieg« führen, um Recht und Ordnung in der Gesellschaft wiederherzustellen; auf der Gegenseite sind aber zahlreiche Verwandte und Lehrer angetreten, die er zu schützen hat. Krishna zeigt ihm, daß der Rückzug aus der Welt keine reife spirituelle Lösung ist, und belehrt ihn über die Ordnungen der Welt, des Geistes und das menschliche Leben. Das Handeln ohne ich-hafte Absichten und die vollkommene Hingabe an Gott führen auf der Basis von Erkenntnis zur Befreiung aus dem Leiden. Unter dem Begriff ›Yoga‹ wird auf vielfältige Weise sichtbar gemacht, worauf es bei einem spirituell verantworteten Leben ankommt, das sich nicht aus den Konflikten der Welt verabschiedet. Der Mensch im Widerspruch zu sich selbst, zur Gesellschaft, zu der Weltordnung überhaupt, das ist die Situation, in der die Gita, zunächst von ganz weltlichen Erwägungen ausgehend, den Blick auf metaphysische Zusammenhänge richtet und dabei immer wieder zurückkommt auf die Frage nach dem rechten Handeln im alltäglichen Leben. In der Bewältigung einer existentiellen Erfahrung und in der Verbindung von Tradition und Modernität liegt der Hauptgrund für den unvergleichlichen und anhaltenden Erfolg der Bhagavad Gita, in der sich bereits der Einfluß des Buddhismus zeigt (»Man muß sich selbst durch das Selbst emporheben …Wer sich selbst durch das Selbst überwunden hat, ist zu seinem eigenen Freund geworden«). © Bild und Text Verlag der Weltreligionen. Brück, Michael von (Übers. und Hrsg.) (2015): Bhagavad Gītā - Der Gesang des Erhabenen, Frankfurt a. M. und Leipzig: Verlag der Weltreligionen, 3. Auflage
Buchtipp: Upanishaden

Die Upanishaden sind eine Sammlung philosophischer Schriften des Brahmanismus und Bestandteil des Veda. Damit gehören sie zum unsterblichen Weisheitserbe der Menschheit! Ihre Texte enthalten die tiefsten Erkenntnisse menschlichen Denkens und spiritueller Verwirklichung. Die Krönung der uralten mystischen Tradition Indiens. Die Neuauflage der klassischen Text-Ausgabe von Paul Deussen mit einer aktuellen Einleitung und verbesserter Lesbarkeit.Eine der schönsten Perlen asiatischer Spiritualität. © Bild und Text Matrix Verlag. Michel, Peter (Hrsg.) (2020): Upanishaden - Die Geheimlehre des Veda - Übersetzt von Peter Deussen. 4. Aufl., Wiesbaden: Marix Verlag
Buchtipp: Yoga

Stresskiller, Fitmacher, Schmerzlöser: Yoga werden viele segensreiche Eigenschaften zugeschrieben. Doch was ist dran an diesen Versprechen? Was kann Yoga wirklich? Nach jahrelangen Recherchen blickt William J. Broad, Pulitzerpreisträger und Bestsellerautor, hinter die Kulissen der beliebten Meditationspraxis und zeigt, was tatsächlich mit Yoga erreicht werden kann, wo aber auch seine Risiken und Gefahren liegen - und warum. Er nimmt den Leser mit auf eine fundiert-unterhaltsame Reise von den alten Yoga-Archiven in Kalkutta bis zu den führenden medizinischen Forschungslabors, von sagenumwobenen Ashrams bis zu schweißtreibenden Yoga-Studios mit ihren selbst ernannten Meistern. Er entschleiert Mythen, entdeckt tatsächlichen Nutzen und zeigt, was Yoga wirklich kann - und was nicht. Eine Pflichtlektüre für alle, die mit Yoga zu tun haben. © Bild und Text Herder. Yoga - Was es verspricht - und was es kann, William J. Broad, Herder Verlag, 2019
Mehr Informationen
- Advaita bei michaelditsch.de
- Amrita Yoga bei michaelditsch.de
- Jnana Yoga bei Wikipedia
de.wikipedia.org/wiki/Jnana_Yoga
Erwachen, Erleuchtung, Befreiung, Erlösung oder was auch immer
Gibt es ein "Erwachen"? Begriffe wie Erwachen, Erleuchtung, Befreiung, Erlösung oder wie auch immer dieses Phänomen genannt wird, finden sich bei allen Kulturen der Welt in Schriften, Überlieferungen, Hinweisen und Berichten. Auch scheint "Erwachen" ein erstrebenswertes oder lohnendes Ziel für einen Menschen zu sein. Was macht aber nun ein "Nicht-Erwachter", um dieses Ziel zu erreichen? Leider gibt es nicht einmal eine allgemeine Definition für das Phänomen. Da es sich um eine subjektive Erfahrung handelt, kann sie auch nicht wissenschaftlich gemessen und beschrieben werden. Auch wenn noch so viele buddhistische Mönche mit Computertomographen untersucht werden, ist dadurch trotzdem keine Aussage über das "Erwachen" möglich. Eine Recherche zu dem Thema ist auch sehr ernüchternd. Die Vielzahl der Texte und genannten Methoden ist überwältigend und ein Menschenleben reicht nicht aus, um alles auszuprobieren. Auch die persönliche Begegnung mit zeitgenössischen sogenannten "Erwachten" hinterlässt meist nur Verwirrung und Ratlosigkeit.
Der Ausgangspunkt, um sich überhaupt erst einmal mit diesem Thema zu befassen, sind meist persönliche Erfahrungen im Laufe des eigenen Lebens. Begegnungen mit anderen Menschen, Lebenskrisen, oder ein Satz in einem Buch. Manchmal ist es auch ein Gefühl, eine Ahnung oder eine gewisse Vermutung, dass im eigenen Leben etwas nicht stimmt, dass da noch etwas anderes existiert, dass sich, wie hinter einem Schleier, eine andere Wirklichkeit oder Wahrheit verbirgt. Für manche Menschen ist es auch die deprimierende Erkenntnis, dass das Erreichen materieller oder sozialer Ziele keine wirkliche Freude oder Erfüllung bringt, sondern nach großen Anstrengungen nur ein dumpfes Gefühl der Leere zurückbleibt.
Was also tun? Nach vielen Wirrungen und Irrungen war für mich eine persönliche Bestandsaufnahme sinnvoll. Sozusagen ein klassisches "Erkenne Dich selbst", um die eigene Lebenssituation und die eigene Persönlichkeit erst einmal zu analysieren und einzuordnen. Da ich nicht in Indien als Sohn eines Brahmanen geboren wurde, muss ich also von meiner derzeitigen materiellen, sozialen, kulturellen und psychologischen Situation und meinem derzeitigen Kenntnisstand ausgehen. Hier finde ich die moderne Psychologie durchaus hilfreich und es gibt auch viele Werkzeuge wie z.B anerkannte Persönlichkeitstests. Durch die Beschäftigung mit Spiritualität über Texte, Gespräche und Erfahrungen, zeigt sich dann oft ein Weg, welcher gut zur eigenen Lebenssituation und Persönlichkeit passt. Stimmt dann noch das "Bauchgefühl" mit der gewonnenen Erkenntnis überein, können die erste Schritte gewagt werden.
Meiner Persönlichkeit entsprechend scheinen für mich eher kognitiv orientierte Wege, wie z.B. Jnana Yoga, Advaita Vedanta oder die Lehren Meister Eckharts geeignet zu sein. Spiritualität als radikal existentielle Form von Selbsterkenntnis, wie sie z.B. von dem Philosophen Thomas Metzinger vorgeschlagen wurde. In den genannten Traditionen finden sich auch Vorgehensweisen oder Anleitungen für die eigene spirituelle Praxis, wie z.B. Sadhana Chatushtaya oder Atma Vichara. Allerdings besteht dabei die Gefahr, dass rein intellektuelles Wissen eher zu einem Hindernis für die spirituelle Entwicklung wird. Natürlich ist das erst einmal nur ein Konzept, aber was sollte ein vermutlich "Nicht-Erwachter" sonst tun? Irgendeine Vorgehensweise muss es ja geben, wenn die "Erleuchtung" nicht einfach vom Himmel fällt. Ideal wäre natürlich die direkte persönliche Anleitung durch einen "echten" erwachten Menschen. Aber das ist dann schon Gnade, wie eigentlich alles letztlich Gnade ist.