Spiritualität

Eine radikal existentielle Form von Selbsterkenntnis

Existentielle Fragen zu Leben und Tod oder transzendente Erfahrungen, haben die Menschen schon immer bewegt. Antworten hatte der Mensch bisher bei der religiösen Tradition gefunden, in die er geboren wurde. Die globalisierten Lebensstile des 21. Jahrhunderts und der weltweite Austausch über das Internet, haben allerdings viele religiöse Überlieferungen in Frage gestellt. Zudem wurden durch die Erkenntnisse der westlichen Wissenschaft viele religiöse Argumentationen entkräftet. Wissenschaft allein wird aber bei individuellen Lebensthemen nicht weiterhelfen. Wissenschaft schafft nur Wissen. Die wissenschaftliche Forschung sucht nach neuen Erkenntnissen im jeweiligen Forschungsfeld und kann aufgrund ihrer Methodik immer nur begrenzte Aussagen machen. Für die transzendenten Fragestellungen des Menschen ist die Wissenschaft daher als Ersatz für die Religionen ungeeignet. Anderseits sind die traditionellen Religionen, mit ihrem meist jahrtausendealten, archaischen Ballast, für den modernen Menschen auch zu begrenzt, um in einer globalisierten, vernetzten Welt noch als glaubwürdige Wegweiser zu dienen. Gerade in den postmodernen, westlichen Gesellschaften boomen deshalb Konzepte der Lebensführung, die von manchen Kritikern unter dem Begriff "Esoterik" zusammengefasst werden, und die zeigen, dass auch in säkularisierten und aufgeklärten Demokratien ein großes Bedürfnis nach einer spirituellen Lebenspraxis besteht und Antworten auf die Sinn- und Wertfragen des eigenen Daseins gesucht werden. Allerdings ist oft unklar, was unter dem Begriff "Spiritualität" zu verstehen ist.

Etymologie von Spiritualität

"Spiritualität leitet sich vom lateinischen 'spiritus' ab. Dieses Nomen bedeutet ursprünglich 'Luft, Hauch', aber auch 'Atem, Atmen', 'Seele, Geist' sowie 'Begeisterung, Mut, Sinn'. Das zugrunde liegende Verb lautet 'spiro' und bezeichnet nicht nur 'wehen, hauchen', sondern auch 'atmen, leben' sowie 'erfüllt und beseelt sein'. Die Lateiner sahen Spiritualität in engstem Zusammenhang mit dem Atmen." Psychologie der Spiritualität, Anton Bucher, Beltz 2007, S. 22

Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit

Der Philosoph Thomas Metzinger sieht Spiritualität als eine Eigenschaft von Personen und zwar meint er die epistemische Einstellung einer Person (Epistemologie oder Erkenntnistheorie ist eine Disziplin der Philosophie). Im Gegensatz zu einer religiösen Einstellung wollen spirituelle Personen nicht glauben, sondern wissen. Dieses Wissen ist nicht nur theoretischer Natur, sondern bezieht ganz explizit die praktische Erfahrung mit ein. Weiterhin fordert Metzinger als Abgrenzung zu metaphysischen Glaubenssystemen (Religion) und ideologischen Formen des Reduktionismus (Wissenschaft) eine unbedingte Unbestechlichkeit des eigenen Selbst. Diese Unbestechlichkeit bezeichnet Metzinger auch als "Intellektuelle Redlichkeit". Aus seinen Überlegungen zu Wissenschaft, Religion und Spiritualität leitet Metzinger die Frage ab, ob es eine vollständig säkularisierte, aber immer noch substantielle Spiritualität überhaupt geben kann?

"Es ist also eine epistemische Einstellung von Personen, bei der die gesuchte Form von Erkenntnis nicht theoretisch ist; das heißt es geht nicht um Theorie, sondern um eine bestimmte Praxis, eben eine spirituelle Praxis, um eine bestimmte Form des inneren Handelns, das sich dann bei genauerem Hinsehen als eine Form des aufmerksamen Nicht-Handelns entpuppt. Es ist nicht propositional, es geht nicht um wahre Sätze. Es geht auch nicht um gedankliche Einsichten und die gesuchte Form von Erkenntnis ist sprachlich nicht kommunizierbar, sie kann höchstens angedeutet werden. Andererseits ist es aber immer ganz klar, dass es bei der Spiritualität nicht um Therapie allein, oder eine geistige Form von Wellness geht, sondern in einem sehr starken Sinn schon um Selbstwissen, um eine radikal existentielle Form von Selbsterkenntnis; und in vielen Traditionen ist es auch klar, dass es dabei immer so etwas wie eine geistige Schulung, einen Übungsweg, eine innere Form von Tugend und Selbstvervollkommnung gibt. Es gibt also ganz am Anfang einen Wissensaspekt und einen normativen Aspekt, und das bedeutet es geht bei der spirituellen Eistellung zur Welt in einem sehr besonderen Sinn gleichzeitig um Erkenntnis und um Ethik."

"Intellektuelle Redlichkeit bedeutet, dass man einen bedingungslosen Willen zur Wahrheit und zur Erkenntnis besitzt und zwar auch dann, wenn es um Selbsterkenntnis geht und auch dann, wenn Selbsterkenntnis einmal nicht mit schönen Gefühlen einhergeht."

"Wer ganz werden will - also eine integre Person - indem er nach und nach alle Konflikte zwischen seinem Handeln und seinen Werten auflöst, der muss dieses Prinzip natürlich auch beim inneren Handeln verfolgen; insbesondere beim 'epistemischen Handeln', also beim Erkenntnishandeln. 'Epistemisch' handeln wir immer dann, wenn es um das Erkennen geht, um Wissen, wahre Überzeugungen, um Aufrichtigkeit und auch um authentische Selbsterkenntnis."

"In seiner höchsten Form erlaubt der Wille zur Wahrhaftigkeit es uns die, von der Evolution fest in uns eingebaute, Suche nach emotionaler Sicherheit und guten Gefühlen loszulassen und der Tatsache in Angesicht zu schauen, dass wir radikal sterbliche Wesen sind. Wahrhaftigkeit uns selbst gegenüber erlaubt uns, das Wahnhafte und die systematische Endlichkeitsverleugnung in unserem Selbstmodell zu entdecken."

Religion als Gegenteil von Spiritualität
Religion Spiritualität
Fideismus: Kultivierung eines Wahnsystems. Epistemische Einstellung: Es geht um Erkenntnis.
Maximiert emotionalen Profit. Suche nach direkter Erfahrung.
Opfert Rationalität für emotionale Kohärenz des Selbstmodells. Löst das phänomenale Selbst auf.
Dogmatismus: Intellektuell unredlich. Ideal der Wahrhaftigkeit: Offen für rationale Argumente.
Organisiert sich. Radikal individuell.
Missioniert. Typischerweise: Still.
Spiritualität und Wissenschaft
Intellektuelle Redlichkeit als Sonderfall der spirituellen Einstellung
Spiritualität Wissenschaft
Epistemische Einstellung: Es geht um Erkenntnis. Unbedingter Wille zum Wissen. Rationale Methodik: Maximiert epistemischen Profit systematisch.
Suche nach direkter Erfahrung. Sucht empirische Evidenz; operiert streng datengetrieben.
Löst das phänomenale Selbst auf. Lässt Theorien an der Wirklichkeit scheitern.
Ideal der Wahrhaftigkeit: Offen für rationale Argumente. Prinzip der Parsimonität: Minimiert ontologische Annahmen.
Radikal individuell. Organisiert sich.
Typischerweise: Still. Wissensverbreitung.

"Im gegenwärtigen Stadium der Wissenschafts- und Philosohpiegeschichte, im Zeitalter der Neurowissenschaften und der evolutionären Psychologie, ist es emotional nicht einfach, den Tatsachen ins Auge zu schauen. Intellektuelle Redlichkeit ist nicht einfach zu haben. Was kann man in dieser Situation noch tun? Ich denke, die Antwort liegt auf der Hand: Unsere Zukunft ist offen - auch das ist eine Tatsache, die man nicht verdrängen sollte - und wir wissen einfach nicht, wohin uns der innere und der äußere Erkenntnisprozess noch führen werden. Das Mehr-Wissen-Wollen ist aber die einzige Option, die wir haben, wenn wir unsere Würde und unsere Selbstachtung nicht aufgeben wollen."

Quelle: Thomas Metzinger, Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit, Berliner Vortrag vom 27. November 2010, Transskript Vortragstext

Integrale Spiritualität

 "Das wäre dann eine postkonservative, postliberale Spiritualität. Sie würde aufbauen auf den Errungenschaften der weltzentrischen Aufklärung und nicht zu bloßen Verkündigungen mythischer Zugehörigkeit und vorschreibender Moral Zuflucht nehmen. Dies wäre also eine Spiritualität, die nicht präliberal und reaktionär, sondern fortschrittlich und evolutionär ist. Eine solche Spiritualität will nicht anderen die eigenen Glaubenstrukturen aufzwingen, sondern fordert jedermann auf, sein eigenes Potential zu entwickeln, darin die eigene tiefe Spiritualität zu entdecken, die in die Unendlichkeit ausstrahlt, Licht in die Dunkelheit wirft, für alle Zeiten glücklich ist - diese einfache und doch überwältigende Entdeckung des eigenen ursprünglichen Antlitzes, unsere göttliche Seele und unser bereits in gleißendem Licht strahlender GEIST." S. 97 Ganzheitlich handeln - Eine integrale Vision für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Spiritualität, Ken Wilber, Arbor Verlag, 2010

Religion und Spiritualität

Sri Mata Amritanandamayi Devi

"Spiritualität ist der eigentliche Name von Religion. Religion ist das Äußere der Schale und Spiritualität das Innere. Religion kann mit der Schale einer Frucht verglichen werden und Spiritualität ist demnach die Frucht selbst, die wahre Essenz. Spiritualität ist der Wesenskern von Religion. Tatsächlich sind sie ein und dasselbe. Du kannst sie nicht voneinander trennen, aber es bedarf echter Einsicht und Unterscheidungskraft, um die äußere Schale zu durchdringen und tief in die wahre Essenz einzutauchen." S. 85

"Das Äußere der Religion - die heiligen Schriften und religiösen Texte - befriedigen den Intellekt, während Spiritualität, das Innere der Religion, echtes Glück und mentalen Frieden bringt, denn sie führt den Geist zur Ruhe. Die Suche beginnt immer außen, sie erreicht ihr Ziel aber erst im Inneren der Religion. Das Studium der Veden, der Upanishaden oder anderer heiliger Schriften ist eine gewisse intellektuelle Erfüllung. Das Ego freut sich, während der Geist fortfährt, erregt und aufgewühlt zu sein. Dennoch kann dies bewirken, dass wir uns allmählich von der äußeren Religion der inneren Religion zuwenden. Wenn die externe Suche endet, wenden wir uns nach innen, und das ist Spiritualität. Das Äußere kann uns niemals wirklich glücklich machen. Früher oder später muss man sich der wahren Quelle innen widmen. Intellektuell erzeugtes Glück kann niemals echtes Glück für uns sein. Einen Augenblick lang magst du überzeugt sein, aber schnell kommen neue Zweifel, Fragen und Argumentationen." S. 86

"Um das Selbst, die eigene wahre Essenz, zu finden, muss man die Ebene des Körpers verlassen. Jenseits des Körpers aber existiert der viel subtilere und komplizierte Geist. Aufgrund ihres mangelnden Verständnisses glauben die Menschen, der Geist sei der Atman. Jenseits des Geistes und seiner verwirrenden Gedanken zu gelangen, ist noch viel schwieriger. Im Geist selbst ist ein noch viel härtere Schale, bestehend aus Intellekt und Ego mit seinem Gefühl von 'Ich' und 'Mein'. Erst wenn diese transzendiert wurden, erreicht man den Kern, die wahre Essenz." S. 87

Quelle: Erwacht, Kinder! Band 7 - Gespräche mit Sri Mata Amritanandamayi Devi, Swami Amritaswarupananda Puri (Autor), M.A. Center,2019

Spiritueller Narzissmus und spirituelle Selbstaufwertung

"Die Selbstaufwertung mit Hilfe spiritueller Praktiken kann uns glauben machen, wir würden als Menschen wachsen, während eigentlich nur unser Ego wächst. Einige Psychologen haben gezeigt, dass spirituelle Selbstaufwertung zu einem Syndrom führt, dass sie 'Ich-bin-erleuchtet-und-du-nicht' nennen. Es handle sich um einen 'spirituellen Bypass': Spirituelle Überzeugungen, Praktiken und Erfahrungen würden genutzt, um sich den eigenen Problemen nicht stellen zu müssen." (Kaufman 2021)

"Spirituelle Praktiken können das narzisstische Selbst aufbauen, also das Anspruchsdenken und das Gefühl fördern, etwas Besonderes zu sein." (Kaufman 2021)

"Der Pfad zur spirituellen Erleuchtung könnte auf altbekannte weltliche Irrwege führen, wie Selbstaufwertung, die Illusion der Überlegenheit, Engstirnigkeit und Vergnügungssucht, und das alles unter dem Deckmantel von vermeintlichen 'höheren' Werten." (Kaufman 2021)

"Vielmehr haben wir am meisten davon, wenn wir die spirituellen Praktiken nicht als Werkzeug nutzen, um irgendwelche Bedürfnisse zu befriedigen, ob nach Sicherheit, Zugehörigkeit oder Selbstaufwertung. Wir können reifer, weiser, mitfühlender werden und Akzeptanz sowie bedingungslose Wertschätzung entwickeln, wenn wir uns darin üben, das eigene Denken und Verhalten zu beobachten, und das clevere Ego dabei erwischen, wie es aus den Praktiken einen Nutzen ziehen will." (Kaufman 2021)

"Vielleicht ist es an der Zeit, dass Yoga- und Achtsamkeitsschulen aufhören, mit allen möglichen Benefits wie Gesundheit, Erfolg und besserem Sex zu werben, und dass sie beim Wesentlichen helfen: zu realisieren, wann es mal wieder nur ums Ego geht. Sich dessen bewusst zu werden, wäre schon genug Erleuchtung." (Kaufman 2021)

Kaufman, Scott Barry (2021): Spiritualität auf Abwegen, [online] www.spektrum.de/news/yoga-und-meditation-ein-spiritueller-deckmantel-fuer-narzissmus/1938055 [18.12.2021]

Literatur

Buchtipp: Die Schwerkraft ist kein Bauchgefühl

Kopf oder Bauch, auf wen hören Sie eher? Wie können wir in einer Zeit voller Fake News und Verunsicherung wissen, worauf wir uns verlassen können? Wann darf man intuitiv entscheiden, und wie können wir sicher sein, dass wir nicht gefährlichen Irrlehren Glauben schenken? Leichtfüßig und humorvoll beschreibt Florian Aigner, was wissenschaftliches Denken bedeutet und was Fakten von Fakes unterscheidet. In anschaulichen wie erstaunlichen Geschichten unternimmt er eine Reise von der Mathematik über die Physik bis zur Philosophie und zeigt: Gerade weil sich Wissenschaft ständig verändert, können wir uns auf sie verlassen. Manchmal braucht man einfach mehr Gespür als Verstand: Auch das muss man anerkennen, sagt Aigner. Das heißt aber nicht, dass wir den vielen pseudowissenschaftlichen Blödsinn, der uns erzählt wird, einfach glauben müssen. Im Gegenteil: Wenn wir verstehen, wie Wissenschaft funktioniert und wo ihre Grenzen liegen, sind wir gegen Humbug immun! © Bild und Text Brandstätter. Aigner, Florian (2020): Die Schwerkraft ist kein Bauchgefühl - Eine Liebeserklärung an die Wissenschaft, Wien: Brandstätter E-Book. Kommentar zum Buch bei michaelditsch.de

Buchtipp: Spiritualität im 21. Jahrhundert

Über Spiritualität im Allgemeinen und das Aufbrechen eines neuen Bewusstseins im Besonderen kann man heute immer öfter lesen. Demnach stehen wir an der Wende zu einer spirituelleren Welt, die sich seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts immer deutlicher abzeichnet. Für diese Annahme spricht die konstant wachsende Zahl von Menschen, die sich für Spiritualität zu interessieren beginnen. Allerdings ist diese bislang eher auf westliche Länder beschränkt. Auf der anderen Seite steigt die Zahl der politisch, sozial, religiös motivierten Konflikte, welche, wie die weltweiten ökologischen Probleme nicht weniger werden. Aber nicht nur das offensichtlich wachsende globale Konfliktpotenzial scheint einem neuen spirituellen Zeitalter entgegenzustehen, sondern auch die Tatsache, dass nicht wenige, die dieses neue, spirituelle Bewusstsein für sich reklamieren, der Vorstellung einer spirituellen Lebensweise nicht immer entsprechen. Zu zeigen, wie diese Widersprüche zu erklären sind, und darüber hinaus eine Verständnishilfe hinsichtlich der Verortung der unterschiedlichsten spirituellen Phänomene zu geben, ist eines der Anliegen dieses Buches. Was dieses Buch also nicht ist: ein Ratgeber zur Erleuchtung und ein spiritual-praktisches Handbuch. Es versteht sich als eine Orientierungshilfe im weiten Feld der spirituellen Welt. © Bild und Text Phänomen Verlag. Spiritualität im 21. Jahrhundert, Katharina Ceming, Phänomen Verlag, 2012. Kommentar zum Buch bei michaelditsch.de

Buchtipp: Wissenschaft und Spiritualität

Lars Jaeger begibt sich in diesem Buch auf eine spannende Spurensuche nach der Verbindung zweier scheinbar konträrer Weltzugänge – und die Ergebnisse sind eindrucksvoll: Naturwissenschaft und spirituelle Denktraditionen kennen weit mehr Gemeinsamkeiten, als ihre Gegensätze und Wesensunterschiede vermuten lassen. Was beide Zugänge eint, ist die Suche nach den großen Weltgeheimnissen und ihrer Erklärung. Gibt es vielleicht auch einen gemeinsamen Weg bei dieser Suche? Werden uns die Physiker irgendwann den Anfang der Welt erklären? Werden wir eines Tages erfahren, wie aus dem Netzwerk von Neuronen in unserem Gehirn Bewusstsein hervorgeht? Werden wir wissen, wie die wirklich allerkleinsten Bausteine der Materie aussehen? Und wenn ja, was heißt das jeweils für uns, für unser Selbstbild und unser Welterleben? Wie beeinflusst es unser spirituelles Erleben? Und zuletzt: Was bedeutet all dies für unsere zentrale Frage nach dem "Sinn des Ganzen"? Die Art, wie naturwissenschaftliche Erkenntnis funktioniert, und die Leitfragen der spirituellen Erfahrung treten in ein spannendes Wechselspiel. Dieses bestimmt eine interdisziplinäre Reise, die den Leser in den Bann ziehen wird.
"Gibt es eine Form von Spiritualität ohne Selbsttäuschung, die nicht klebrig oder kitschig ist und bei der man seine Würde als kritisches, vernünftiges Subjekt nicht verliert? Viele denken heute über die Möglichkeit einer säkularisierten Spiritualität nach, die ohne Sterblichkeitsverleugnung auskommt und mit den Ergebnissen der modernen Wissenschaft in Einklang gebracht werden kann. Lars Jaeger leistet einen Beitrag: Er führt den Leser auf eine ebenso unterhaltsame wie tiefsinnige Reise zu Gemeinsamkeiten und Gegensätzen wissenschaftlichen und spirituellen Denkens. Hochaktuell, bestens informiert." Prof. Thomas Metzinger, Universität Mainz, Autor von Der Ego-Tunnel. © Bild und Text Springer. Wissenschaft und Spiritualität - Universum, Leben, Geist – Zwei Wege zu den großen Geheimnissen, Lars Jaeger, Springer, 2016

Buchtipp: Spiritualität

Dieses Buch stellt einen Tabubruch dar, indem ein Wissenschaftler, der für seine klare und unbestechliche Methodik bei der Forschung im Bereich komplementärer Heilverfahren berühmt ist, ein Thema aufgreift, über das in der akademischen Zunft – und generell im modernistischen Mainstream – nicht gesprochen wird. Der Autor hält die spirituelle Erfahrung für eine Erfahrung von Wirklichkeit; sie ist nicht nur Einbildung oder Halluzination. Dies wissenschaftlich zu fassen, ist außerordentlich schwierig. Harald Walach gelingt ein großer Wurf, der seine These, dass die Aufklärung ohne eine reflektierte, undogmatische Spiritualität unvollständig ist, nachvollziehbar untermauert. Undogmatische Spiritualität ist für den Autor eine Gegenbewegung zur doktrinären Verkündigung und ein möglicher Weg, um zu den Quellen von Religion zurückzufinden. Dies kann zur Überwindung des Kampfs zwischen Glaubenssystemen und Fundamentalpositionen beitragen. © Bild und Text Drachenverlag. Spiritualität - Warum wir die Aufklärung weiterführen müssen, Prof. Dr. Harald Walach, Drachenverlag, 2015

Buchtipp: Das Ich auf dem spirituellen Weg

Die Erfahrung der Existenz mit ihren Grenzsituationen ist der Ausgangspunkt für den Aufbruch der Bewusstseinsentfaltung zu personenüberschreitenden - und damit transpersonalen Horizonten. Spiritualität wird als grundsätzliche Lebensorientierung mit entsprechender Ethik universaler (auch ökologischer) Verantwortlichkeit aufgefasst. In dieser Bewusstseinsentfaltung wird eine weite Strecke geleistet: das Bild vom (spirituellen) Weg. Auf diesem Weg, versinnbildlicht im Bild einer großen Wanderung, kann das Ich sich aus der egozentrischen Position heraus entwickeln zum Bewusstsein, dass das einzelne Individuum ein verschwindend kleiner Partikel in einem unendlich individuumsüberschreitenden Kosmos (Absoluten, Übergreifenden, All-Einen) ist, dort aber aufgehoben. Auf diesem Weg lauern manche Gefahren für das Ich, das Selbst, Krisen von sehr unterschiedlichem Ausmaß bis zu psychopathologischen Manifestationen (Psychosen) können auftauchen - und erfordern eine sorgfältige Analyse als Vorbereitung für die Therapie. © Bild und Text Verlag Wissenschaft & Praxis. Das Ich auf dem spirituellen Weg - vom Egozentrismus zum Konzentrismus, Prof. Dr. Christian Scharfetter, Verlag Wissenschaft & Praxis, 2007